WORT & TON im März/April 2025

Liebe Freunde von WORT & TON,

dass wir unseren Newsletter im Januar und Februar wegen Schreibklausur pausieren würden, hatten wir euch ja angekündigt. Nun musstet ihr allerdings bis Ende März warten, weil … nun ja, die rasenden Zeitläufte mal wieder eigene unerwartete Pläne hatten. Während diese Pläne für uns persönlich allerdings hauptsächlich positiv waren (Manja Präkels beendet in diesen Tagen zum Beispiel eine kleine unverhoffte Lesereise an US-amerikanischen Universitäten), macht der olle Weltgeist ansonsten leider den Eindruck als sei er im vergangenen Herbst von seinem missratenen Bruder, dem Weltarsch, ersetzt worden.

Nichtsdestotrotz gab es in den vergangenen Monaten auch ein paar gute Nachrichten: 1. Die FDP wird im kommenden Bundestag nicht mehr vertreten sein. 2. Sahra Wagenknechts BSW auch nicht. 3. Hm … nee, das waren schon die guten Nachrichten. Aber zwei sind ja auch „ein paar“. Man wird bescheiden in diesen Zeiten, wo die einstige Schutzmacht der Demokratien Europas in rasender Geschwindigkeit in eine Autokratie umgestaltet wird und den offenen Schulterschluss nicht nur mit Putin, sondern auch mit den rechtsextremen oder rechtspopulistischen Parteien in der EU vollzieht.

Im eigentlichen Sinne „lustig“ ist daran natürlich gar nichts, aber dem Showtalent Donald Trump gelingt es doch immer wieder, das alles wie einen skurrilen Witz erscheinen zu lassen: „Habt ihr gehört? Jetzt will er Grönland annektieren – hahaha!“ „Und der Golf von Mexiko soll jetzt Golf von Amerika heißen – hihihi!“

Wie wenig lustig dieses Trump-Vance-Musk-Regime in Wirklichkeit ist, zeigt sich unter anderem an den US-amerikanischen Universitäten, wo gerade ganze Forschungszweige von einem Tag auf den anderen beendet und alle Mitarbeiter mit sofortiger Wirkung vor die Tür gesetzt werden. Klimaforschung, Genderforschung, nahezu alles, was mit Kultur zu tun hat, viele politologische Fachgebiete und internationale Austauschprogramme – hinfort mit Schaden. Dazu gibt es eine endlose Liste von Wörtern, die künftig in keinerlei öffentlichen Verlautbarungen mehr auftauchen dürfen: Klimakrise, LGBTIQ und Feminismus versteht sich, aber auch Rassismus, Geschlecht, Sexualität, Opfer und – ja, tatsächlich: Frauen. Öffentlicher Widerstand dagegen? Bislang kaum. Und in Zukunft könnte das auch schwer werden. Die Republikaner in Minnesota nämlich versuchen gerade, Kritik an Trump als „Trump Derangement Syndrome“ in die Liste psychischer Krankheiten aufnehmen zu lassen. God bless America!

Ein Glück, mag man sich da denken, so weit ist es bei uns noch nicht. Und doch ist es auch hierzulande schon viel zu weit gekommen. Wer sich noch mal ins Gedächtnis rufen möchte, was in Deutschland in den letzten Monaten so alles passiert ist, kann das zum Beispiel anhand von Markus Liskes Artikeln seit unserem letzten Newsletter tun:

Unter dem Titel „Frieden als Kampfbegriff“ schrieb Liske im Dezember in der Jungle World über die bröckelnde Solidarität mit der Ukraine in der deutschen Politik. Anfang Januar ging es dann an selber Stelle unter dem Titel „Destabilisierung per Smartphone“ um Elon Musks Wahlwerbung für die AfD und die Mittäterschaft deutscher Medien. Eine Woche später beschrieb er in „Kanzler anstelle des Kanzlers“ den beachtlichen Rechtsruck der Unionsparteien unter ihrem Kandidaten Friedrich Merz, welcher sich kurz danach im gemeinsamen Abstimmen mit AfD und BSW im Bundestag manifestieren sollte – dies wiederum nachzulesen in: „Der Präzedenzfall ist geschaffen“. Die allgemeine Lage kurz vor der Wahl schilderte Liske dann in einem längeren Essay für die schweizer Wochenzeitung WOZ – Titel: „Doch lieber Dschungelcamp“. Und nach vollzogener Wahl sah sich Liske schließlich, wiederum in der Jungle World, gezwungen, die Hoffnungen, die sich für viele mit dem guten Abschneiden der Linkspartei verbinden, etwas zu dämpfen: „Der Feind steht immer im Westen“, heißt der Artikel.

Neue Texte gibt es auch von Manja Präkels. Beispielsweise in der gerade erschienenen Anthologie „Acht Orte“ (Hendrich Editionen), die ihr bei der Buchhändlerin eures Vertrauens bestellen könnt. Darin findet ihr „Suchbild ohne Lutz“ – Präkels‘ literarische Hommage an das Frankfurter Bahnhofsviertel. Außerdem mit dabei: Texte von Anna Yeliz Schentke, Zsuzsa Bánk, Britta Boerdner, Jan Brandt, Amanda Lasker-Berlin, Eckhart Nickel und Jakob Nolte.

Noch nicht erschienen ist Präkels‘ Essay „Radiorauschen im Sternenpark“ – den findet ihr demnächst in der neuen Broschüre von „Kulturland Brandenburg“. Und ebenfalls demnächst erscheint in der vom Haus der Kulturen der Welt initiierten Buchreihe „’haɪ̯maːtn̩“ (Merve Verlag) ein längerer Essay von ihr zum Thema Heimat. Schon am 27. März wird außerdem auf Zeit Online eine Kurzgeschichte mit Impressionen ihrer USA-Tour veröffentlicht – „Uff“. Das alles verlinken wir euch dann im nächsten Newsletter.

Und DER SINGENDE TRESEN? Der wird auch schon bald wieder live zu hören sein. Allerdings in den nächsten Monaten etwas weniger als sonst, da einer der Kollegen Nachwuchs erwartet (Konfetti!!!) und folglich wohl erst mal nicht ganz so reisefreudig sein wird. Stattdessen wird sich die Band im Sommer daran machen, ein neues Bühnenprogramm zu erarbeiten, und das ist doch auch was Schönes!

Hier nun aber die nächsten …

TERMINE

Do. 27.03. – 19 Uhr

Solidarische Lesebühne Leipzig: Was kann Literatur gegen den Rechtsruck tun?

Mit: Manja Präkels, Son Lewandowski, Fikri Anil Altintas, Kollektiv „Um ihr Namen zu sagen“ u.a.

Deutsches Literaturinstitut Leipzig
Wächterstr. 34

Leipzig

Sa. 29.03. – 20 Uhr

Theaterstück „Als ich mit Hitler Schnapskirschen aß“ – inkl. anschließendem Publikumsgespräch mit Manja Präkels 

Theater unterm Dach

Danziger Str. 101

Berlin-Prenzlauer Berg

Und zum Vormerken:

Am 03. Mai zeigen wir unser Erich-Mühsam-Programm „Das seid ihr Hunde wert!“ mit Markus Liske, Manja Präkels und Der Singende Tresen im schönen Freiburg. Details folgen!

Das war‘s erst mal. Mehr im nächsten Newsletter. Gehabt euch wohl, und übt stets Kritik, was das Zeug hält! Wer weiß, wie lange das noch möglich ist. Denn nachdem die CDU/CSU zuletzt bereits Vereinen wie Omas gegen Rechts, BUND oder Campact unverhohlen damit drohte, ihnen wegen ihrer Beteiligung an den Demos gegen Merz‘ Migrationspolitik die Gemeinnützigkeit zu entziehen, ist es wohl nur noch eine Frage der Zeit, bis CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann ein „Merz Derangement Syndrome“ erfindet, um alle Kritiker in gummierte Zellen sperren zu können …

Sollte es so weit kommen, sehen wir uns im Untergrund!

Euer Antifa Social Club in der

Gedankenmanufaktur WORT & TON