Liebe Freunde von WORT & TON,
„Wo soll das alles enden?“ – Diese bange Frage trieb in den letzten Wochen nicht nur die Fußballfans um, sondern auch das politische Berlin. Wer würde zuerst seinen Rücktritt erklären – Jogi Löw, Horst Seehofer, Oliver Bierhoff, Angela Merkel, der nationale Sturm, die nationale Abwehr oder doch wieder nur die SPD?
Inzwischen kann Entwarnung gegeben werden: Alle machen weiter, anscheinend sogar die SPD, die gerade noch halbsediert an der Seitenlinie liegt. Der nationale Sturm (a.k.a. AfD) bekommt jetzt verstärkt Vorlagen aus dem rechten Mittelfeld (a.k.a. CDU/CSU), für die nationale Abwehr werden sogenannte Transitzentren an der bayrischen Strafraumgrenze eingerichtet, und der grüne Joker darf sich nach kurzem Warmlaufen wieder zurück auf die Ersatzbank setzen. Vereinzelte Tribünenpfiffe aus dem erweiterten Kader (Linke, FDP) gehen im allgemeinen „Ausländer ra …“, äh, „Grenzen dicht!“-Jubel der schwarzrotgoldenen Fans unter.
Die Hintergründe des zweiwöchigen Trainerdisputs und die taktischen Optionen, die sonst noch auf dem Tisch lagen hat Markus Liske bereits nach dem ersten Wochenende der Auseinandersetzungen unter dem Titel „Furor bavaricus“ für die Jungle World analysiert. Und den Nährboden, auf dem die Anti-Migrationspolitik seit fast 30 Jahren unkrautgleich vor sich hin wuchert, erläutert Manja Präkels in einem ausführlichen Radio Bremen-Interview. Wer ihren Roman „Als ich mit Hitler Schnapskirschen aß“ noch nicht gelesen hat … keine Sorge. Die inzwischen vierte Auflage ist gerade im Druck – Konfetti!
Aber noch mal zurück zu all den grausigen Unmenschlichkeiten, die da gerade von der deutschen Regierung mit bayrischen, österreichischen, ungarischen und italienischen Protofaschisten verhandelt werden. Hierzu erinnern wir an die Worte von Erich Mühsam: „Das größte Übel, von dem die Menschheit erlöst werden muß, ist die Willfährigkeit, Formeln zu glauben, denn sie ist das Mißtrauen gegen das eigene Gewissen.“ Mühsam wurde in der Nacht vom 9. auf den 10. Juli 1934 im KZ Oranienburg ermordet, und am 13. Juli gedenken wir seiner mit Lesungen und Musik. Siehe:
TERMINE
Fr. 13. Juli, 18 Uhr
Das seid ihr Hunde wert! – Ein Abend für Erich Mühsam
mit: Robert Stadlober, Der Singende Tresen, Markus Liske, Jörg Sundermeier, den Herausgebern der Mühsam-Tagebücher Chris Hirte und Conrad Piens (angefragt) sowie lebensbejahender Tanzmusik
Zukunft/Ostkreuz
Berlin-Friedrichshain
Fr. 27. Juli, 19:30 Uhr
Manja Präkels: „Als ich mit Hitler Schnapskirschen aß“
Janzweitdraußen Camp
Kuhlmühle bei Wittstock (Dosse)
Sa. 18. August, ganztägig
Bayreuth blättert
U.a. mit Der Singende Tresen, Benjamin Hiesinger sowie Lesungen von Manja Präkels und Markus Liske
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So viel für heute. Wir freuen uns auf Euch!
Eure Kulturarbeiter in WORT & TON