Liebe Freunde von WORT & TON,
das Leben ist bekanntlich voller Widersprüche. So kommt es, dass wir auch bedrohliche Entwicklungen persönlich manchmal als durchaus positiv wahrnehmen. Beispielsweise die Tatsache, dass es nach einem überaus milden Winter mal wieder deutlich zu früh Frühling geworden ist. Aber vielleicht sorgt der Klimawandel neben all den zu erwartenden Katastrophen ja immerhin dafür, dass die ewig miese Laune hierzulande eines Tages mediterraner Gelassenheit weicht.
Hohe Bundeswehroffiziere haben auf die denkbar dämlichste Weise ihre Dienstgeheimnisse vor dem russischen Geheimdienst ausgebreitet? Einen Aperol bitte! Wichtige Investitionen, von denen nicht zuletzt hiesige mittelständische Betriebe enorm profitieren würden, fallen aus, weil ausgerechnet die selbsternannte Wirtschaftspartei FDP auf dieser dämlichen Schuldenbremse beharrt? Ach, lass ma‘ noch ein’ bau’n! Hunderte gefährlicher Rechtsextremisten leben inzwischen von den Behörden weitgehend unbehelligt im Untergrund, während drei deutlich in die Jahre gekommene ehemalige RAF-Terroristen durch die Schlagzeilen gejagt werden? Boah, wir sollten wieder reingehen – ich glaub, ich hab schon Sonnenbrand …
Immerhin, „die Zivilgesellschaft“ ist weiterhin an jedem Wochenende „gegen rechts“ auf der Straße. Das hält zwar Markus Lanz und all die anderen notorischen Talkshowkreaturen nicht davon ab, den Tino Chrupallas und Alice Weidels weiterhin eine mediale Bühne zu bieten, und kann offensichtlich auch nichts daran ändern, dass gerade wieder in einer ostdeutschen Gemeinde ein AfDler mit beeindruckenden 59 Prozent Zustimmung zum Bürgermeister gewählt wurde. Nachdem, das muss man hinzufügen, sein Amtsvorgänger von der FDP Selbstmord begangen hatte – mutmaßlich wegen permanenter persönlicher Angriffe seitens der AfD. Aber ist doch super, dass „wir“ immer noch „mehr“ sind, oder?
Nun, leider gibt es genau daran begründete Zweifel. Nachzulesen sind sie in Markus Liskes Artikel „Vielfältig rechts“ in der Jungle World. Überhaupt ist ja (und damit sind wir wieder bei den eingangs erwähnten Widersprüchen) nicht alles, was auf den ersten Blick gut und fortschrittlich wirkt, geeignet, die Welt tatsächlich zu einem besseren Ort zu machen. So plädiert Liske etwa im Direktvergleich althergebrachter Höflichkeitsformen mit moderner „Awareness“ deutlich für das ältere Konzept – nachzulesen ebenfalls in der Jungle World unter dem Titel „Verteidigung der Lüge“.
Wenn er nicht gerade seinem Kulturpessimismus in solchen Artikeln Luft macht, freut sich Liske darauf, gemeinsam mit den TRESEN-Komplizen Benjamin Hiesinger und Thorsten Müller sowie weiteren großartigen Kollegen am kommenden Wochenende eine vertonte Fassung von Comte de Lautréamonts Meisterwerk „Die Gesänge des Maldoror“ auf die Bühne zu bringen – siehe Termine.
Manja Präkels arbeitet weiterhin im bezaubernden Ambiente der Casa Baldi in Olevano Romano. Doch obwohl das Schreiben hier im Mittelpunkt steht, bleibt sie der antifaschistischen Basis- und Aufklärungsarbeit verpflichtet, sowohl hier als auch dort. Dazu gehört die Planung mehrerer Veranstaltungs- und Dokumentationsprojekte im Kontext der anstehenden Landtagswahlen in Thüringen, Sachsen und Brandenburg. Dazu gehört es aber auch, im Meloni-Italien mit der italienischen Fassung ihres Romans „Als ich mit Hitler Schnapskirschen aß“ zu touren. Und – Potsdamer aufgepasst! – einmal wird sie sogar für einen gemeinsamen Auftritt mit dem lieben Kollegen Dmitrij Kapitelman sowie ein Konzert mit DER SINGENDE TRESEN kurz zurück nach Deutschland kommen. Das alles findet ihr, wie gewohnt, hier:
TERMINE
Sa. 02. März – 15 Uhr
Manja Präkels liest: „Als ich mit Hitler Schnapskirschen aß“
Feminism. Fiera dell’editoria delle donne
Sala Zalib | Centro Giovani
Roma
Di. 05. März – 18 Uhr
Lasst die Historiker*innen ran! Die Geschichte der rechten Gewalt in den frühen 1990er Jahren
Podiumsdiskussion als Live-Stream mit: Manja Präkels, Dr. Janosch Steuwer, Dr. Clara Frysztacka
Schumannstraße 8
Berlin-Mitte
Sa. 09. März – 20 Uhr
Comte de Leautréamonts „Die Gesänge des Maldoror“
Mit: Franziska Buchner (Mezzosopran), Christian Sußner (Sprecher), Markus Liske (Sprecher), Hui-Chun Lin (Cello), Thorsten Müller (Klarinetten), Benjamin Hiesinger (Kontrabass/Komposition)
Kopenhagener Straße 17
Berlin-Prenzlauer Berg
So. 10. März – 15:30
Manja Präkels liest: „Als ich mit Hitler Schnapskirschen aß“
Superstudio Maxi
Via Moncucco, 35
Milano
Sa. 16. März – 20 Uhr
Festival „Jüdische Ossis und die Krisen der Gegenwart“
Mit: Manja Präkels & Dmitrij Kapitelman (Lesung und Gespräch)
Anschließend: Konzert mit DER SINGENDE TRESEN
Schiffbauergasse 11
Potsdam
Do. 21. März – 12 Uhr
Manja Präkels liest: „Als ich mit Hitler Schnapskirschen aß“ (Schülerlesung)
Liceo Renato Cartesio
Via S. Martino Annunziata 21
Olevano Romano
Di. 26. März – Uhrzeit N.N.
Manja Präkels liest: „Als ich mit Hitler Schnapskirschen aß“
Via Savoia 15
Roma
Das war’s für heute. Mehr dann im April. Bleibt stabil und genießt die Frühlingssonne!
Eure antifaschistische Herzensitaliener in der