WORT & TON im April/Mai 2023

WORT & TON im April/Mai 2023

Liebe Freunde von WORT & TON,

lange haben wir nichts von uns hören lassen, obwohl es viel Berichtenswertes gegeben hätte. Doch ach, unsere Website ist inzwischen gleich mehrfach gehackt worden und zuletzt kamen wir nicht mal mehr in unser Newsletter-Tool. Deshalb haben wir in den vergangenen zwei Monaten alles komplett neu aufgebaut, und jetzt zeigt sich die Seite im neuen Gewand, mit vielen Hörbeispielen und Bildergalerien aus mehr als 20 Jahren WORT & TON. Auch unseren Blog haben wir nach jahrelanger Pause wieder ins Leben gerufen. Aktuell stehen da zunächst gut abgehangene Texte, die wir bewahrenswert fanden, aber wir haben uns vorgenommen dort ab jetzt wieder regelmäßig Neues einzustellen. Es lohnt sich also schon deshalb, immer mal wieder vorbeizuschauen.

Die wichtigste Neuerung aber: Wir haben jetzt auch einen Shop, in dem ihr Bücher, Platten und CDs direkt bei uns bestellen könnt – zum Beispiel die gerade frisch auf Fropsrecords erschienene Tresen-CD “alleswasderfallist”!

Natürlich huldigten wir in den letzten Monaten zuweilen dem heiligen Müßiggang (nie vergessen – sonst nützt alles nüscht!), doch auch in der nichtdigitalen Welt gab es allerlei zu tun. So war zum Beispiel Manja Präkels mit Lesungen aus ihrem Essayband “Welt im Widerhall oder war das eine Platiktüte” (Verbrecher Verlag) in Kiel, Flensburg, Leipzig (Erbe89/89goesPop) und Freiburg zu Gast und absolvierte Online-Lesungen aus ihrem nun auch – tärräääh! – ganz frisch ins Italienische übersetzten Roman “Als ich mit Hitler Schnapskirschen aß” für Universitäten in Leeds und New York. Daneben stand sie noch dem Magazin Jacobin in einem langen Interview Rede und Antwort (“Sowjets im Wald, Nazis in der Disko”) und verfasste gemeinsam mit Markus Liske einen Artikel über Erich Mühsam und die Bücherverbrennung für das Magazin der Büchergilde (“Lest Mühsam!”). Der Anlass: Unser Erich Mühsam-Lesbuch “Das seid ihr Hunde wert!” (Verbrecher Verlag) ist jetzt in einer gar wunderhübschen Sonderausgabe auch im Programm der Büchergilde verfügbar!

Zu erwähnen sind außerdem noch zwei paar fabelhafte Rezensionen zu “Welt im Widerhall”: Im Magazin intellectures schreibt Thomas Hummitzsch: “In mehrfacher Hinsicht sind die Texte von Manja Präkels grandiose Erkundungen zerfallender Landschaften – innerer wie äußerer. Ihr Roman »Als ich mit Hitler Schnapskirschen aß«, der im Norden von Berlin spielt, ist längst ein Klassiker der Nachwendeliteratur. In ihren gerade erschienenen, lesenswerten Essays »Welt im Widerhall oder war das eine Plastiktüte« surft sie souverän zwischen Erinnerungen an die DDR und Erkundungen der Gegenwart, erinnert sich mal an das Aufwachsen zwischen Neonazis und verknüpft das mit Besuchen brandenburgischer Flüchtlingsprojekte, um schließlich den Blick gen Osteuropa zu weiten… Es sind Texte, die zum Nachdenken anregen und die nachklingen.” Und im Magazin Am Erker bescheinigt Andreas Heckmann dem Buch “kurze, aber mit Herzblut und analytischer Schärfe verfasste Texte, die Präkels schon vor dem Erscheinen ihres zweiten Romans als eine der wichtigsten deutschsprachigen Schriftstellerinnen ihrer Generation ausweisen.” Wow.

Der Singende Tresen war zuletzt live im Pavillon Hannover, in der Kofferfabrik Fürth sowie auch in Berlin zu sehen, letzteres als zweistündige Livevideo-Sendung von Rockradio aus Speiches Rock- und Blueskneipe. Während es in Hannover um Bertolt Brechts 125. Geburtstag ging und in Berlin viel um den 145. von Erich Mühsam, stellte der Tresen in Fürth erstmalig alle Songs der neuen Scheibe vor. Dazu die Nürnberger Nachrichten: “Trotz der klaren Berliner Färbung kommt Der Singende Tresen nicht großstadtverblendet daher. Sensibel blicken die Texte aus der Hauptstadt auf die Welt hinaus und von außen in sie hinein. (…) Die schweren Grunge-Riffs und zarten Jazz-Melodien weben einen beständigen Klangteppich um die melancholischen Texte. Neben Armut und Weltschmerz singt der Tresen aber auch vom Vergessen der Angst. Denn bei haarsträubender Realität – oder gerade deswegen – muss auch immer noch Platz für Mut bleiben …” Mehr Tresen live-Termine folgen in Sommer und Herbst – dann wird das neue Album auch gebührend gefeiert. Bleibt dran, Freunde der Nacht!

Markus Liske kümmerte sich dieweil unerschrocken um tagespolitische Ereignisse, wie zum Beispiel die Neuwahl zum Berliner Abgeordnetenhaus. Für die Jungle World kommentierte er nicht nur das Ergebnis der Wahl (“Temporäres Nichtregieren”), sondern porträtierte auch den voraussichtlich neuen Regierenden Bürgermeister Berlins Kai Wegner (“Im Prinzip Diepgen”). Außerdem fasste er für die Taz anhand der versuchten Stürmung des Kreistags von Grevesmühlen noch mal zusammen, warum die rechtsextreme Welle der Neunzigerjahre in Ostdeutschland so ungebrochen weiterrollt und warum es diesbezüglich in Westdeutschland nur äußerlich besser aussieht (“Der Sturm auf die Malzfabrik”).

Auch hat Liske erst kürzlich die Rolle der BILD-Zeitung in einer sich langsam aber sicher selbst abschaffenden deutschen Presselandschaft umfassend analysiert (“Boulevard der Empörung”) und ist dabei zu wenig erfreulichen Ergebnissen, nicht zuletzt für die Bild-Zeitung selbst, gekommen. Dabei war das wichtigste Skandalthema der letzten Woche zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht aufgeploppt – die Frage nämlich, ob Springer-Chef Mathias Döpfner ein nicht nur orthografisch komplett entgleister Irrer ist (wie seine Textnachrichten an Ex-Bild-Chefredakteur Julian Reichelt vermuten lassen könnten), oder ob er einfach nur hin und wieder seiner enormen Sudel-Nudel Geltung verschaffen muss, die laut seinem schwanzvergleicherfahrenen Pissoir-Bruder im Geiste, dem früheren Leiter des Spiegel-Hauptstadtbüros Gabor Steingart, so megakrass al dente ist, dass man damit ruhig auch mal den Pressekodex penetrieren kann.

Gegen derlei mächtig aus den Schlüppis der deutschen Medienbourgeoisie drängende Nachrichten verliert natürlich alles, was auf der Welt sonst noch so los ist, an Relevanz. Deswegen wollen wir es an dieser Stelle dabei belassen. Aber wie ihr wisst, sind wir stets gesprächsbereit, auch was so vergleichweise periphere Fragen wie Krieg und Frieden, Atomausstieg oder die Zukunft der deutschen Linken betrifft. Sachdienliche Hinweise, wo ihr uns demnächst so treffen könnt, geben euch unsere …

TERMINE

Di. 25. April – 11:00 Uhr
Manja Präkels liest: “Als ich mit Hitler Schnapskirschen aß”
– Schülerlesung –
Friedrich-Ebert-Gymnasium
Berlin

Mi. 26. April – 19:30 Uhr
Manja Präkels liest: “Welt im Widerhall”
Lese-Salon zur Leipziger Buchmesse (geschlossene Veranstatung)
Leipzig

Di. 09. Mai – 19:00 Uhr
“Zeit der Götter”
Filmvorführung & Podiumsgespräch mit Manja Präkels, Lutz Dammbeck und Matthias Dell im Rahmen der Ausstellung “Macht, Raum, Gewalt – Planen und Bauen im Nationalsozialismus”
Akademie der Künste
Hanseatenweg 10
Berlin

Fr. 12. Mai – 20:00 Uhr
“Frauen im Komikbetrieb”
Lesung & Musik mit Manja Präkels, Kirsten Fuchs, Susanne M. Riedel u.a.
Artenschutztheater
Lüneburger Straße 370
10557 Berlin

So. 14. Mai – 18:00
Manja Präkels liest: “Als ich mit Hitler Schnapskirschen aß”
Gerhart-Hauptmann-Theater
Theaterring 12
Zittau

Das war’s für heute. Gehabt euch wohl und haltet euch zur Sicherheit lieber eine Weile fern von allzu bissfesten Nudeln – es könnte ja Mathias Döpfner dranhängen!

Eure stets mit einem dicken Nudelholz gerüsteten Pressewächter in der
Gedankenmanufaktur WORT & TON